Junge Union Ortenau kritisiert den unkritischen Umgang des ZDF mit Mitgliedern Scientologys. Um aufzuklären, werden deshalb vor der Unterhaltungs-Show „Wetten, dass…?!“ am Samstag in Offenburg Flyer verteilt.
Die ZDF-Unterhaltungsshow „Wetten dass…?“ macht am morgigen Samstag Station in der Ortenau. Als einer der Hauptgäste der Sendung wird laut Hompage der „Megastar aus Hollywood“ Tom Cruise erwartet. Dieser wird voraussichtlich nicht nur seinen neuen Film „Operation Walküre“ bewerben, in dem er den Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg spielt, sondern auch als Wettpate zur Verfügung stehen. Cruise, der sich selbst als Mitglied zu Scientology bekennt, erhält so die Möglichkeit vor einem Millionenpublikum für sich selbst und damit auch für Scientology zu werben. Die Junge Union Ortenau beklagt, dass im Vorfeld eine kritische Auseinandersetzung mit ihm und der Organisation, zu der er sich bekennt und für die er in der Vergangenheit offesiv Werbung gemacht hat, vonseiten des ZDF nicht stattfand.
Kreisvorsitzender Christian Dusch: „Unsere Kritik richtet sich absolut nicht gegen den Kinofilm „Operation Walküre“. Im Gegenteil! Dieser Film beschäftigt sich mit einem wichtigen Kapitel der deutschen Geschichte.“ Er zeigt nämlich, dass es auch im Dritten Reich durchaus Widerstandsbewegungen gegeben hat. Gerade Claus Schenk Graf von Stauffenberg gilt als eine der zentralen Figuren des militärischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus.
„Die Junge Union möchte mit ihrer Aktion allerdings darauf hinweisen, dass Herr Cruise in führender Position der Organisation von Scientology angehört, die sich als Religionsgemeinschaft tarnt“, so der JU-Kreisvorsitzende Christian Dusch. Diese Organisation dürfe man nicht unterschätzen, nicht umsonst werde die sie vom Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet. Dieses kommt in seinem letzten Bericht zu dem Schluß, dass Scientology „wesentliche Grund- und Menschenrechte, wie die Menschenwürde, das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit und das Recht auf Gleichbehandlung, außer Kraft setzen oder einschränken will. Sie strebt darüber hinaus eine Gesellschaft ohne allgemeine und gleiche Wahlen an.“ (vgl. Verfassungsschutzbericht 2007 (einzusehen unter: http://www.verfassungsschutz.de/download/SHOW/vsbericht_2007.pdf ), S. 320).
Vor diesem Hintergrund sei es unverantwortlich, wenn das ZDF einem führenden Repräsentanten dieser Organisation zur besten Sendezeit die Möglichkeit bieten will, sich selbst und gleichzeitig Scientology in der Öffentlichkeit zu präsentieren, ohne auch nur im Ansatz warnende Hinweise aufzunehmen. „Wie unkritisch das ZDF mit diesem Thema umgeht, zeigt ein Blick in die Werbung auf der ZDF-Homepage“, so der Kreisvorsitzende. Dort finde sich eine seitenlange Beschreibung von Tom Cruise, ohne dass auch nur mit einem Wort auf dessen Scientology-Mitgliedschaft hingewiesen werde.
Die Junge Union Ortenau sehe es als ihre Pflicht an, insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene auf die von Scientology ausgehenden Gefahren hinzuweisen. Der Organisation müsse entschieden entgegen getreten werden, da sie ihre Aktivitäten in Deutschland verstärke. Um auch bei den Besuchern der Unterhaltungsshow für Aufklärung zu sorgen, werde man vor der Sendung in Offenburg Flyer verteilen. „Offenbar müssen wir die Arbeit des ZDF machen. Die Verantwortlichen scheinen nicht in der Lage oder Willens zu sein, die Bevölkerung vor Gefahren zu warnen“, so Christian Dusch. Gerade weil Cruise in der Öffentlichkeit wiederholt als Repräsentant Scientologys aufgetreten sei, wäre ein kritischer Umgang mit ihm und Scientology wünschenswert gewesen.
Bereits im Jahr 2007 hat sich die Junge Union gegen den Auftritt von John Travolta, der ebenfalls bekennender Scientologe ist, in Freiburg zur Wehr gesetzt. Dass das ZDF aus der damaligen Situation nichts gelernt hat und nun schon wieder in völlig unkritischer Weise einem Scientologen in Deutschland die Möglichkeit zur medienwirksamen Werbung eröffnet, zeuge davon, dass die Verantwortlichen nichts gelernt haben. „Der Intendant des ZDF, Herr Schächter, muss sich vor diesem Hintergrund fragen lassen, ob er seine eigenen Programmgrundsätze kennt“, gibt Dusch zu bedenken. Dort stehe nämlich ausdrücklich, dass die Programme zu „einer kritischen Haltung allen undemokratischen Erscheinungen gegenüber verpflichtet“ (Richtlinien für Sendungen des ZDF III 1.) seien. Bisher sehe es im „Fall Cruise“ nicht danach aus, dass dieser Richtlinie entsprochen werde. Dennoch wolle man die Sendung abwarten, um im Kreisvorstand darüber zu entscheiden, ob man eine förmliche Programmbeschwerde an den Fernsehrat des ZDF richten werde.